Die Methode, mit der wir die Erkenntnisse und Ziele der Identitätsorientierten Psychotraumatheorie (IoPT) umsetzen, heißt Anliegenmethode. Damit ist Folgendes gemeint: Ein Mensch, der therapeutisch für sich arbeiten will, überlegt sich zunächst sein Anliegen: Was möchte ich durch diese Arbeit erreichen? Was ist mein Ziel? Was möchte ich mir genauer ansehen? Was ist der nächste Schritt in meiner Therapie?
Wenn er dieses Anliegen dann klar hat, wird er gebeten, es an eine Whiteboard oder auf ein Flipchart zu schreiben. So kann er beim Schreiben sein Anliegen noch einmal bedenken und eventuell weiter klären.
Das nun für ihn und für alle anderen sichtbare Anliegen ist die Grundlage für den weiteren Prozess. Dazu werden zunächst alle Worte des Anliegens, es sollen nicht mehr als fünf Informationseinheiten sein, auf ein Post-It geschrieben. Die Post-Its werden dann auf Namensschilder geklebt und dann an die Repräsentanten verteilt. Nach dem Startsignal des Klienten beginnt ein nonverbaler Prozess. Die Repräsentanten finden sich ohne Worte in die Grundstruktur des Anliegens ein.
Jetzt beginnt ein Vorgang, bei dem der für sich Arbeitende gewissermaßen in den Spiegel seines eigenen Inneren blicken kann. Jedes Wort seines Anliegens spiegelt ihm eine wesentliche Facette seiner Psyche wider. Oft tauchen dabei unbewusste und verdrängte Ereignisse aus der eigenen Biographie auf. Das ermöglicht ihm, damit in einen bewussten Kontakt zu kommen. Falls er damit auch emotional in Berührung geht, vollzieht sich ein nachhaltiger Veränderungsprozess in seiner Psyche. Trauma-Überlebensstrategien können ihre Glaubwürdigkeit verlieren, gesunde psychische Strukturen bekommen mehr Raum und möglicherweise werden abgespaltene traumatisierte Anteile von einem gesunden Ich aus ihrer inneren Verbannung geholt.
Das Anliegen bietet für den, der therapeutisch für sich arbeitet, einen sicheren und durch ihn selbst abgesteckten Rahmen. Der Therapeut unterstützt ihn dabei in seinem Prozess und gibt an den Stellen Impulse von außen, an denen es dem Heilungs- und Veränderungsprozess dienlich ist.
In diesem Video erläutert Prof. Dr. Franz Ruppert den aktuellen Stand der Methode